Ernst Huberty ist tot – am 24. April verstarb er im Alter von 96 Jahren. „Mister Sportschau“: Dieser Name ist zu einem Etikett für ihn geworden. Von 1961 an hatte er die ARD-Sportschau moderiert. Er war ihr Gesicht. Immer lächelnd, kaum belehrend, mit hohem Informationsgehalt. So machte er die Sendung, und so kommentierte er auch große Ereignisse des Sports. Etwa das Halbfinalspiel 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland: In Frankfurt trafen in der berühmtesten Regenschlacht aller Zeiten Polen und Deutschland aufeinander. Deutschland gewann durch ein Tor von Gerd Müller mit 1:0 und erreichte das Finale gegen die großartigen Holländer, das am 7. Juli 1974 in München mit 2:1 gewonnen wurde.
Huberty war auch der Reporter des legendären DFB-Pokalfinals 1973 zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach, in dem sich Günter Netzer selbst einwechselte und das Siegtor zum 2:1 für die Borussia schoss. Und vielleicht war Hubertys berühmteste Reportage die am 17. Juni 1970 bei der WM in Mexiko-Stadt. In einem Spiel, das für viele Jahre als das beste dieser Zeit gehalten wurde, trafen Deutschland und Italien aufeinander. Italien gewann durch ein Tor von Rivera mit 4:3 und zog in das Finale ein. Huberty lieferte eine einzigartige Reportage aus Mexiko, seine Stimme überschlug sich („Müller…Müller…Müller…Tor!“) und nach der Niederlage trauerte er mit Beckenbauer, Müller, Seeler und Co. und tröstete Fußball-Deutschland.
Ernst Huberty lebte bis zuletzt mit seiner zweiten Frau in Frechen bei Köln. Einen Teil seines Lebens hat er in Koblenz verbracht. Der 1927 in Trier geborene Huberty, der die Luxemburger Nationalität hat, wurde mit fünf Jahren zum „Schängel“. Hier hat er den größten Teil seiner Jugend und seine Schulzeit verbracht und von hier zog er in den Zweiten Weltkrieg, wo er Flakhelfer war. Nach dem Krieg studierte er Philosophie und Germanistik.
Bei der Koblenzer Zeitung machte er sein journalistisches Volontariat. 1950 wechselte er als Sportreporter zum Südwestfunk. 1956 moderierte er hier seine erste Fernsehsendung, 1957 ging Huberty zum WDR nach Köln.
In Koblenz hatte er mit Marlies und Jupp Mönch, dem Verlegerehepaar, das später den Fechtsport in der Stadt ankurbelte, und vor allem auch mit Heinz und Sigrun Schumacher (Heinz Schumacher war mehr als 35 Jahre Leiter der Sportredaktion der Rhein-Zeitung) gute Freunde gefunden. Und schließlich heiratete Ernst Huberty die Primaballerina des Koblenzer Stadttheaters.
Vor einigen Jahren habe ich Ernst Huberty bei einer Veranstaltung des Vereins Mittelrheinischer Sportjournalisten, in dem er Mitglied war, getroffen. Es war spürbar, dass diese Reise für ihn auch eine in die eigene Vergangenheit war. Wir haben einen Abend lang über Koblenz geplaudert. Er ließ sich von mir erzählen, was heute in der Stadt geschieht, was wo steht und was sich verändert hat. Wir sprachen über TuS Neuendorf und davon, was davon übrig geblieben ist.
Koblenz hatte es ihm immer angetan und er blieb an diesem Abend viel länger, als er eigentlich vorhatte.
Hans-Peter Schössler