Zweiter Matchball verwandelt: Im Pokalfinale mussten die Fußballer der SG Ettringen/St. Johann noch dem klassenhöheren FC Plaidt den Vortritt lassen, nur wenige Tage später durften sie nach einem 3:1 (2:1)-Erfolg gegen den SC Bad Bodendorf ihrer Freude über den Aufstieg ins Kreisoberhaus freien Lauf lassen. Trainer Raduan Fatine, der während der 90 aufreibenden Minuten am Spielfeldrand ein Riesenlaufpensum absolviert hatte, sprach von einem historischen Tag. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Ettringen in den vergangenen 20 Jahren mal in der A-Klasse gespielt hat.“ Tatsächlich hat es fast zwei Jahrzehnte gedauert, ehe nach einer ruhmreichen Phase mit zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zur Bezirksliga 1999 der Abstieg in die B-Klasse erfolgte.
Elmar Schäfer, Fatines Pendant auf Bad Bodendorfer Seite, wollte seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. „Sie hat eine tolle Saison hingelegt mit ständigem Auf und Ab und heute gezeigt, dass sie ein würdiger Konkurrent im Spiel um den freien A-Liga-Platz war. Jetzt müssen wir uns kurz schütteln, die Niederlage verdauen und dann wieder den Blick nach vorne richten.“ Schwer zu knabbern dürften die Fußballer aus dem Ahrkreis daran haben, dass die dominante Schlussphase mit einer Vielzahl an torreifen Szenen nichts Zählbares mehr gebracht hatte. „Ettringen war die reifere Mannschaft und wirkte in vielen brenzligen Situation abgeklärter, und sie haben aus ihren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt“, so Schäfer.
Dabei sah es anfangs recht gut aus für den Tabellenzweiten der Staffel Ahr. Er überraschte den Gegner mit Giftigkeit und Angriffsdruck. Die starke Abwehr, die in 26 Punktspielen nur 16 Gegentreffer zugelassen hatte, wurde bis Mitte der ersten Halbzeit kaum geprüft. Die Musik spielte nahezu ausnahmslos in der Ettringer Hälfte. Das hohe Engagement zahlte sich aus, als Björn Fiege (17.) aus etwa 16 Metern abzog und die Kugel im rechten oberen Toreck zum 1:0 einschlug. Die Partie wäre sicherlich anders verlaufen, wenn Sven Schütter (22.) mit einem Kopfball ebenfalls erfolgreich gewesen wäre.
So aber legte die Elf vom Hochsimmer endlich den Schalter um und erwachte aus ihrem „Tiefschlaf“, wie ihr Coach später die Anfangsphase beschrieb. Zehn Minuten reichten dann aus, um das Blatt zu wenden. Erik Franke passte die Kugel quer durch den Strafraum zum freistehenden Ahmad Alkhatib, der eiskalt zum 1:1 (34.) einlochte. Eine Minute vor dem Pausenpfiff zeigte dann Thomas Nürnberg, wie wertvoll er für sein Team ist und dass der mit 38 Saisontreffern gefährlichste Torjäger der Staffel Mayen für gewisse Situationen einen besonderen Riecher besitzt. Als Bodendorfs Keeper aus dem Tor eilte, um an der Strafraumgrenze Schlimmeres zu verhindern, nutzte Schlitzohr Nürnberg dies gnadenlos aus, um das 2:1 zu markieren.
Nach dem Kabinengang setzte Ettringen seinen Sturmlauf fort. Was Nürnberg wegen einer Abseitsstellung nicht gelang, das erledigte Ugur Selvi wenig später, als er auf 3:1 (57.) erhöhte, nachdem Eike Idczak ihn mit einem Zuckerpass glänzend bedient hatte. Im Anschluss gerieten sich Nürnberg und Sven Schütter in die Haare, beide mussten das Spielfeld verlassen, weil sie kurz zuvor wegen Foulspiels die erste Gelbe Karte gesehen hatten. Die Dezimierung traf Ettringen mehr als die Schäfer-Schützlinge. „Mit Nürnberg fehlte uns jemand, der als erfahrener Spielmacher die nötige Ruhe ausstrahlt. Zudem hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt einen hohen Aufwand betrieben, die Beine wurden schwer.“ Das waren für Fatine die Gründe dafür, dass sein Team bis zum Schlusspfiff um den Sieg bangen musste.
„Das 1:3 war für mich noch nicht vorentscheidend“, gab Schäfer zu Protokoll. „Denn wer weiß, was passiert wäre, wenn eine unserer vielen Torchancen verwertet worden wäre.“ Davon gab es genug: Stefan Strohe mit seinen gefährlichen Freistößen (68., 73. und 79.), Fiege, der den Ball am leeren Tor vorbeijagte (70.) oder Torwart Henrik Höfker zu einer Glanzparade zwang (76.) und Andre Suckow (83.), der ebenfalls am Keeper scheiterte. Jedenfalls war fast hundert Minuten lang Spannung pur angesagt in einem mitreißenden Duell zweier nahezu gleichwertiger Gegner, die sich nichts schenkten und trotz neun Gelber Karten sportliche Fairness bewahrten. Rund 500 Zuschauer im Waldstadion von Gönnersdorf kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten. (hjs)
SG Ettringen/St. Johann – SC Bad Bodendorf 3:1 (2:1)
SG Ettringen/St. Johann: Höfker, Alkhatib, Selvi (86. Retterath), Votteler (90.+1 Sturm), Mürlebach, Nürnberg, Hoffmann, Khallouk, Idczak, Stephani, Franke (79. Balsam).
SC Bad Bodendorf: Schöttler, Knechtges (70. Suckow), Schütter Sven, Koll, Carlvalho, Bieler, Fiege, Schütter Sascha, Strohe, Langlitz (46. Qygalla), Nezin.
Schiedsrichter: Alexander Müller (Mendig)
Tore: 0:1 Fiege (17.), 1:1 Alkhatib (34.), 2:1 Nürnberg (44.), 3:1 Selvi (57.).
Zuschauer: 500
Besonderes Vorkommnis: Gelbrote Karten (58.) für Thomas Nürnberg (Ettringen) und Sven Schütter (Bad Bodendorf) wegen Unsportlichkeit und vorausgegangenem Foulspiel.