Es ist zumindest in den höheren Fußballklassen üblich, dass die Unparteiischen bereits vor dem Aufwärmen der Mannschaften als Erste den Platz betreten, um unter anderem die Tornetze einem Check zu unterziehen. Auch am letzten Spieltag des Jahres in der 2. Frauen-Bundesliga hatten die Schiedsrichterinnen in Mendig, der zweiten Heimspielstätte der SG 99 Andernach, schon zu einem Zeitpunkt Stellung bezogen, als die Spielerinnen der Heimmannschaft noch zu Hause und sich die Gäste von Borussia Mönchengladbach auf dem Weg in die Vulkaneifel befanden. 15 Spielleiterinnen aus dem Verbandsgebiet nahmen an einem vom Fußballverband Rheinland angebotenen „Schnuppertag“ teil, der in abwechslungsreicher und lebendiger Art und Weise Lust auf das Schiedsrichter(innen)wesen machte.
In Mendig kamen sieben Neulinge und neun bereits erfahrene Unparteiische zusammen. Das rund neunstündige Programm beinhaltete einen Schiedsrichter-Crashkurs, einen Schwerpunkt rund um das Thema Schiedsrichter-Assistenten, den gemeinsamen Austausch, Einblicke in das Förderkonzept des FVR und als Höhepunkt eine Analyse des Zweitligaspiels zwischen der SG 99 Andernach und Borussia Mönchengladbach. In fünf Gruppen teilten sich die heimischen Schiedsrichterinnen unterschiedliche Themenbereiche auf und beobachteten ganz genau das Auftreten, die Spielleitung, die Kommunikation und die verhängten persönlichen Strafen der angesetzten Unparteiischen Paula Mayer sowie die Arbeit ihrer beiden Assistentinnen Michelle Gottdang und Laura Jessica Schneider. Schauen, mitnehmen und selbst auf dem Platz anwenden – so können die Teilnehmerinnen künftig von diesem lehrreichen Tag profitieren. „Ich bin gespannt, ob ihr eine ähnliche Bewertung wie der DFB-Beobachter vornehmt“, schickte Johanna Mengelkoch ihre Schützlinge an die spannende Aufgabe heran.
Die Beisitzerin für Belange der Schiedsrichterinnen im FVR-Schiedsrichterausschuss leitete den Schnuppertag und hatte mit Naemi Breier die klassenhöchste Spielleiterin aus dem Verband zur Seite, die der Gruppe viele Tipps für ihre weitere Laufbahn an der Pfeife mitgab. Auch Ulrich Schneider-Freundt, Vorsitzender des Verbandsschiedsrichter-Ausschusses, und Thomas Schmittgen, FVR-Vizepräsident Schiedsrichter, verfolgten gespannt das Programm. „Unsere Aufgabe besteht darin, Schiedsrichterinnen zu werben und zu erhalten“, machte Schmittgen deutlich. Er betonte, dass das Schiedsrichter-Dasein auch für den Alltag hilfreich ist. „Schiedsrichterin zu sein ist auch eine persönlichkeitsbildende Maßnahme. Unsere Schiedsrichterinnen haben Persönlichkeit, Stabilität und Widerstandsfähigkeit“, so Schmittgen weiter. Die Zahl der jungen Frauen, die im FVR Spiele leiten, könnte höher sein. „Von 1080 Unparteiischen sind nur 34 weiblich“, berichtet Johanna Mengelkoch. Die Quote liegt damit knapp unter dem Wert aus dem Deutschen Fußball-Bund. Es wäre wünschenswert, wenn der spannende Tag in Mendig für eine steigende Zahl sorgen könnte.