Beim FC Germania Metternich fällt schon auf den ersten Blick ins Auge, dass das Thema Schiedsrichterwesen eine wichtige Rolle spielt. Das DFB-Plakat mit der Aufschrift „90 Minuten Persönlichkeitstest“ hängt großflächig im Schaukasten am Vereinsheim und wirbt für die Tätigkeit als Unparteiischer. Was von außen erkennbar ist, verkörpert der Verein auch im Inneren. Drei Vereinsschiedsrichter müsste der Klub aus Koblenz stellen. Dieses Soll überflügelt der FC gut um das Dreifache. Sorgen und Nöte, die andere Vereine bei der Schiedsrichtergewinnung mit sich herumtragen, gehören in der Kaul der Vergangenheit an.
David Follmann war bis zum Jahr 2022 als Vorsitzender des FC tätig und bot dem Verein nach seinem Ausscheiden an, an notwendiger Stelle weiterhin zu unterstützen. Ein Bereich war schnell gefunden, weil die Germania seinerzeit nur noch einen Schiedsrichter stellen konnte. Follmann, Jugend-Koordinator Jonas Keßeler sowie vier C- und D-Jugendspieler machten den Anfang, absolvierten die Schiedsrichterausbildung, legten die Prüfungen ab und stiegen in die Spielleitung ein. „Man hat sich im Verein zu lange hinter den langjährigen Schiedsrichtern weggeduckt, bis uns irgendwann bewusst wurde, dass wir ein Riesenproblem haben“, erinnert sich Follmann, ehe die Metternicher die Kurve kratzten.
Der ehemalige Vorsitzende begab sich in den eigenen Reihen auf Schiedsrichterfang und gibt anderen Vereinen einen Tipp, wo er auf besonders viel Interesse stieß: „Die Bruchkante zwischen D- und C-Jugend ist die Stelle am Übergangsbereich zwischen Breiten- und Leistungsbereich, wo einige Spieler übrig bleiben. Hier lohnt es sich, in die Offensive zu gehen.“ Im aktuellen Germania-Schiedsrichterteam ist rund die Hälfte erst zwischen 12 und 15 Jahren alt. Das Thema einmal in Umlauf gebracht, stieß Follmann direkt auf ein erfreulich reichhaltiges Feedback. „Wir haben die Nachfrage: Wenn der 13-Jährige als Schiedsrichter tätig ist, kommt auch der 12-Jährige und will es auch ausprobieren.“
Der für die Schiedsrichter zuständige FVR-Vizepräsident Thomas Schmittgen würdigt Follmanns Engagement und nimmt dieses Beispiel als Vermittler mit zu anderen Vereinen, die in diesem Bereich Nachholbedarf haben. Schmittgen betont: „Die kürzlich installierten Vereins-Schiedsrichterbeauftragten sind wichtige Zugpferde.“ Es sei wichtig, die Faszination Schiedsrichterei und nicht das negative Image in den Mittelpunkt zu rücken, in den Vereinen eine Sogwirkung zu entfachen, als Ansprechpartner präsent zu sein, den Austausch zu suchen und auch mit dem Ausrüsten einer Ausstattung den Spielleitern ein Zeichen der Wertschätzung entgegenzubringen. „Vor allem am Anfang müssen wir alle dazu beitragen, dass die jungen Schiedsrichter ohne Befürchtungen auf den Platz gehen können. Wenn wir sie alle einmal in die Linie gebracht haben, ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer langjährigen Schiedsrichtertätigkeit gelegt“, findet Follmann.
Sein Sohn Moritz, Lennard Klassen und Peer Dünnebacke zählen zu den Metternicher Jungschiedsrichtern. Follmann junior hat bereits erste Einsätze als Assistent in der Rheinlandliga hinter sich gebracht. „Ich glaube, wenn niemand im Verein da gewesen wäre, der sich den Schiedsrichtern angenommen hätte, so wie es mein Vater getan hat, wäre ich kein Schiedsrichter geworden“, schildert Moritz Follmann. Es lohnt sich also, sich hier zu engagieren. Im Sinne des eigenen Vereins und im Sinne des gesamten Fußballs.