Ob Rudi Gutendorf gemeinsam mit den 1954er-Fußball-Weltmeistern Fritz und Ottmar Walter sowie Weltmeistertrainer Sepp Herberger wirklich von oben aus dem Himmel zugeschaut hat, wie es es der frühere Lotto Rheinland-Pfalz-Geschäftsführer Hans-Peter Schössler in eine kurzen Ansprache mutmaßte, ist nicht bekannt. Doch der Ex-Funktionär war sich sicher, dass diese posthume Ehrung Gutendorfs ihm Freude bereitet hätte: „Rudi konnte noch so weit weg sein, Koblenz war sein Leben.“ Vier Jahre nach seinem Tod hat die Stadt Koblenz nunmehr im Stadtteil Neuendorf offiziell den Rudi-Gutendorf-Weg nach dem verstorbenen Fußballtrainer benannt.
Am 26. August 1930 in Koblenz geboren, wurde Rudi Gutendorf, der in seiner aktiven Fußballer-Zeit seine größten Erfolge mit dem TuS Neuendorf feierte, im Laufe seines Lebens zum Fußball-Weltenbummler als Trainer. Insgesamt 55 Trainerstationen von Australien bis China über Mauritius bis nach Ruanda brachten Gutendorf einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde ein. Trotz seiner Karriere, die ihn rund um den Globus führte, war Koblenz für ihn etwas Besonderes, wie auch sein Sohn Fabian deutlich machte bei der Eröffnung des Rudi-Gutendorf-Weges: „Dass hier wäre eine seiner bedeutendsten Stellen, weil er seine Stadt immer sehr geliebt hat. Egal, wo er war, in den schönsten Ecken der Welt – nichts war für ihn schöner als Koblenz.“ Gutendorfs Sohn dankte daher allen allen Beteiligten, die sich dafür eingesetzt hatten, dass es nunmehr eine bleibende Erinnerung an seinen Vater in der Rhein-Mosel-Stadt gibt. „Es ist ein emotionaler Tag für mich“, gestand Fabian Gutendorf, der sich gleichzeitig ab sofort über einen Anlaufpunkt freute: „Dieser Ort wird einer der Punkte sein, wo ich meinem Sohn später einmal über meinen Vater und seinen Großvater erzählen kann und was für eine tolle Person er war.“
Nachdem Rudi Gutendorf am 13. September 2019 im Alter von 93 Jahren verstorben war, waren verschiedene Bürgerinnen und Bürger sowie Interessengruppen auf die Stadtverwaltung Koblenz zugekommen, die einen Erinnerungsort für den bekannten Koblenzer schaffen wollte. Letztlich stimmte der Stadtrat im November 2019 auf Antrag der Wählergruppe Schupp (heute Wählergruppe Schängel) einstimmig dafür, den Namensvorschlag Rudi Gutendorf in die beim Amt für Stadtvermessung und Bodenmanagement geführte Liste der Straßennamensvorschläge aufzunehmen und im Arbeitskreis für Straßenbenennungen darüber zu beraten.
Die Wahl des vierköpfigen Gremiums fiel auf den neu gestalteten Verbindungsweg zwischen Neuendorfer Straße und Schwartwiesenweg am Rheinufer im Stadtteil Neuendorf, wie Michael Heisser als Leiter des Amtes für Stadtvermessung und Bodenmanagement bei der offiziellen Eröffnung erklärte. Der frühere Trampelpfad führt zu den Sportplätzen und Rheinweisen, wo Rudi Gutendorfs Vater Rheinfischer war und der Fußball-Kosmopolit als kleiner Junge das Fußballspielen erlernte. Für den ehemaligen weltbekannten Fußball-Trainer machte die Stadt außerdem eine Ausnahme: Normalerweise werden Straßenbenennungen nach verstorbenen Personen erst frühestens fünf Jahre nach dem jeweiligen Tod vorgenommen. Da sich 2023 die Verleihung der Sportplakette der Stadt Koblenz durch den damaligen Oberbürgermeister Willi Hörter an Rudi Gutendorf zum 30. Mal jährte, nahm die Stadtverwaltung dies als Anlass, die Wegbenennung vorzuziehen.
Auch Lotto Rheinland-Pfalz in Form von Prokurist Dirk Martin war es nach eigenen Angaben ein großes Anliegen, eine würdige Erinnerung an Rudi Gutendorf zu schaffen. Daher dankte der Lotto-Prokurist der Stadt Koblenz und den Initiatoren im Rahmen der Wegeinweihung dafür, dass nunmehr mit einem eigenen Weg an Rudi Gutendorf in dessen Heimatstadt erinnert wird. Schließlich gründete der Weltenbummler 1999 gemeinsam mit Hans-Peter Schössler die unter anderem mit Ex-Fußballprofis aufspielende Lotto-Elf, die seit 1999 in mittlerweile fast 280 Fußball-Partien bereits mehr als vier Millionen Euro für wohltätige Zwecke eingespielt hat. In 132 Partien davon stand Gutendorf selbst als Trainer an der Seitenlinie.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass Rudi Gutendorf, überall wo er in der Welt war, sehr viel zur Verständigung der Menschen beigetragen hat mit seiner Art, Neuendorfer zu sein und zugleich ein außergewöhnlicher Weltbürger. Er wird stolz sein, dass er endlich seine Straße hat“, hob Hans-Peter Schössler abschließend hervor.
Quelle: Stadt Koblenz