Er stand 27 Jahre an der Spitze des Fußballkreises Westerwald/Sieg. Friedel Hees, der „Weis(ß)e Vater“. Die Ära des 79-Jährigen ging beim Kreistag des Fußballkreises Westerwald/Sieg in der Wiedhalle in Neitersen auf eigenen Wunsch zu Ende. Die Versammlung wählte Friedel Hees einstimmig zum Ehrenvorsitzenden.
Seine Nachfolge tritt der bisherige Kreissachbearbeiter Klaus Robert Reuter an.
Der Kreistag selbst begann aber bereits mit einer herben Enttäuschung. Gerade einmal 34 Vereinsvertreter von 126 Vereinen fanden den Weg zu dieser wichtigsten Veranstaltung im Fußballkreis in die Wiedhalle in Neitersen. Das Fernbleiben ist schon deshalb respektlos, weil bekannt war, dass dies der letzte Kreistag sein würde, dem Friedel Hees vorsteht und zudem auch Neuwahlen anstanden, die richtungsweisend für die nächsten drei Jahre sind.
Friedel Hees begrüßte neben den Vereinsvertretern zahlreiche Ehrengäste aus Sport und Kommunalpolitik. FVR-Verbandspräsident Walter Desch war mit Vorstandsmitglied Walter Kirsten angereist. Mit besonderem Beifall bedacht wurde das FVR-Ehrenmitglied Jupp Hens. Die Sportkreise Westerwald und Altenkirchen vertrat Albrecht Gehlbach. Rudolf Bellersheim, Vorsitzender der gastgebenden Sportfreunde Neitersen sprach auch in Vertretung des erkrankten Ortsbürgermeisters Horst Klein. Er stellte seinen Verein und die Gemeinde vor. Er stellte die hervorragende Jugendarbeit in seinem Verein heraus, die Gold wert sei für die Vereine und die Gesellschaft. Gruß- und Dankesworte richteten an die Versammlung der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen Fred Jüngerich, der auch für seinen Amtskollegen Wolfgang Schneider (Daaden-Herdorf) sprach. Ihm schlossen sich der Erste Beigeordnete des Kreises Altenkirchen, Klaus Schneider sowie der Sportkreisvorsitzende Albrecht Gehlbach an. Wie ein roter Faden zogen sich Dankesworte an die Adresse von Friedel Hees durch die Grußworte.
Zuvor war in einem würdigen Gedenken, das Pressewart Willi Simon und Jörg Müller (Schule+Fußball) in Wort und Bild setzten, wurde verstorbener Vereinsmitglieder und der seit dem letzten Kreistag verstorbenen Vorstandsmitglieder Burkhard Fischer, Heini Jung, Edmund Hanz und Otto Wisser an.
Verbandspräsident Walter Desch nahm ob dem „grottenschlechten Abschneiden“ der deutschen Fußballnationalmannschaft in Russland kein Blatt vor den Mund. Er ging auch auf die Causa Gündogan und Özil ein, die sich mit den türkisch Präsidenten Erdogan hatten ablichten lassen. Eine gezielte Kampagne, gesteuert von einem Londoner Rechtsanwalt, mit dem Ziel, die Vergabe der Fußball-EM 2024 (Bewerber Deutschland und die Türkei) zu beeinflussen.
Desch ging auf den DFB-Masterplan und sonstige Verbandsaktivitäten ein. In Bezug auf die Jugendarbeit stellte Desch fest „Wir müssen die Kinder abholen“, um diese für den Fußball zu gewinnen. Die digitale Welt hat längst Einzug gehalten, auch im Fußball. Positiv im Schiri-Wesen sei die Heranführung der Jung-SR und deren Begleitung bei den ersten Spieleinsätzen. Natürlich ging der Verbandspräsident auch auf Friedel Heese und die lange Zusammenarbeit ein (s. Ehrungen).
Die Berichte der Ressortleiter waren bereits im Vorfeld auf der Homepage des Fußballkreises veröffentlicht wurden. Offenbar war man damit einverstanden, Wortmeldungen zu einer Aussprache derselben gab es nicht. Der Kreisvorsitzende monierte die fehlerhafte Abgabe bei der jährlichen Bestandserhebung an den Sportbund Rheinland. Heinz Walter Schenk sprach die Praxis aus, dass pro Kreis und Jahr nur einmal eine DFB-Ehrennadel vergeben würde. Dazu Walter Desch „Der DFB macht auch schon einmal Ausnahmen“ und empfahl, erneut einen Antrag zu stellen.
In seinem letzten Schlusswort als Kreisvorsitzender sprach Friedel Hees dem Verband, dem Präsidium und der Geschäftsstelle des FVR aus. Es habe in den
40 Jahren seiner Tätigkeit im Kreis auch schon „deutliche Worte gegenüber dem Präsidenten gegeben“. Aber alle Reiberein seine „ohne bleibende Schäden aus dem Welt geschafft worden“. Viele Aktionen habe es im Kreis gegeben, ob Mini-Spielfelder, Fußball-Camop, Talentförderung,. Integrationsmaßnahmen oder Schulungen. Das wäre nur erreichen gewesen, „wenn alle Räder ineinandergreifen“. In Bezug auf die Vorstandsarbeit stellte Hees fest, dass die „Chemie stimme“. Er übergebe einen intakten Fußballkreis an seinen Nachfolger.
Mit: Ich trete ab und verabschiede mit dem Bergmannsgruß ‚Glück Auf‘ schloss
Friedel Hees seine Abschiedsrede.
Ein sehr persönlich gehaltenes Schreiben des ehemaligen FVR-Vorsitzenden,
Dr. Theo Zwanziger an Friedel verlas Pressewart Willi Simon.
Einen Hauptteil des Kreistages bildeten dann Ehrungen und Verabschiedungen.
Gleich drei (nebenFriedel Hees) Vorstandsmitglieder schieden aus dem Kreisvorstand aus. Hans-Werner Rörig, Ina Hobracht und Alfons Brendebach. Händedruck, Urkunde, Foto, Nächster? „Nein, so geht’s nicht“, meinte Pressewart Willi Simon, der sich beim Kreistag des Fußballkreises Westerwald/Sieg in Neitersen bewusst etwas mehr Zeit nahm, um scheidende Vorstandsmitglieder gebührend zu ehren. Als „Paradebeispiel eines Multifunktionärs“ bezeichnete er dabei Hans-Werner Rörig „Würde ich all seine ehrenamtlichen Tätigkeiten aufzählen, müssten wir heute Überstunden machen“, scherzte Willi Simon. Durch unterschiedliche und mehrfache Funktionen kämen so 425 Jahre ehrenamtliches Engagement von Rörig, Ina Hobracht, Alfons Brendebach und Friedel Hees zusammen.
Neben Urkunden, Präsenten gab es die erstmals verliehe ‘Ehrenplakette des Fußballkreises“. Darüber hinaus gab es für Ina Hobracht und Alfons Brendebach die bronzenen bzw. silberne Verdienstnadel des FVR, die Friedel Hees als ‚letzte Amtshandlung‘ aushändigte.
Danach die Laudatio für Friedel Hees. „Bei wichtigen Ereignissen heißt es in der Tagesschau, die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um eine Viertelstunde“, und die brauchte auch Pressewart und Laudator Willi Simon, um das Bild vom ‚Vollblutfunktionär‘ Friedel Hees im Fußballkreis nachzuzeichnen. Simon erinnerte an den 14. Juni 1991 als der damalige Vorsitzende der Bezirksspruchkammer in das neue Amt gewählt wurde. Markige Worte, denen aber auch Taten folgten, hörten die damals 107 (!!) Vereinsvertreter vom neugewählten Kreisvorsitzenden. Hees sei ein Teamplayer gewesen und als Vorsitzender ein „Primus inter pares“. Eine Herzensangelegenheit sei es für Hees gewesen, dass die Harmonie im Kreisvorstand und Mitarbeiterkreis stimme. Dazu habe auch seine Ehefrau Helge beigetragen als ‚Mutter der Kompanie‘ nicht unwesentlich beigetragen. Friedel Hees verglich Simon mit einem Schiffssteuermann, der das ‚Schiff Fußballkreis‘ durch glattes Wasser, aber auch um Riffe und Klippen sicher geführt habe‘. 9.909 Tage stand Friedel Hees am Ruder, hatte Willi Simon addiert um scherzte, sein Nachfolger müsse schon bis zum 31. August 2045 im Amt bleiben, um Hees zu übertreffen. Der Kreisvorsitzende verlasse zwar die Brücke, bleibe aber an Bord. Dazu könnten die Delegierten beitragen, wenn sie anschließend Friedel Hees zum Ehrenvorsitzenden des Fußballkreises wählen würden. Stehende Ovationen gab es im Anschluss für Friedel Hees, der, ob der Worte Willi Simon, sichtlich bewegt war. Als symbolisches Abschiedsgeschenk überreichte der Pressewart, neben anderen Präsenten und der Verdienstplakette des Fußballkreises ein Schiffssteuerrad mit persönlicher Widmung.
Aber auch der Fußballverband hatten Überraschungen im Gepäck. Präsident Walter Desch sprach einen Dank an Friedel Hees aus. Wir haben vieles miteinander erlebt und immer ein offenes und ehrliches Verhältnis zu einander. Hees habe sich unzählige Verdienste erworben. Gemeinsam mit dem Präsidiumsmitglied Walter Kirsten (Habe viel von Friedel Hees gelernt) überreichte Desch eine Dankurkunde und Plakette des FVR sowie die Silberne Ehrenplakette des Landessportbundes mit Nadel und Urkunde.
Danach ging es um den Amtsnachfolger von Friedel Hees. Marko Schütz schlug als Versammlungsleiter den bisherigen Kreissachbearbeiter Klaus Robert Reuter vor.
Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Ein Vertrauensvorschuss war das Votum. Reuter wurde einstimmig zum neuen Kreisvorsitzenden gewählt.
„Mit Gottes Hilfe werde ich den Kreis führen“, waren die ersten Worte des neuen Kreisvorsitzenden. Mit einem erfahrenen Team wolle er den Fußballkreis führen.
Der neue Kreisvorsitzende leitete dann die weitere Wahlhandlung.
Kreissachbearbeiter wird nunmehr Matthias Eschenauer, KSO Detlef Schütz, Pressewart Willi Simon, Referent für Freizeit- und Breitensport sowie KEAB (neu) Marc Hannemann, Referentin für Mädchen/Frauenfußball (neu) Jennifer Horn. Den geschäftsführenden Vorstand als Kreisjugendleiter vervollständigt Heinz Salzer (bereits gewählt), der in seinem Amt bestätigt wurde.
Staffelleiter Fußball: Klaus Robert Reuter, Wolfgang Hörter (gleichzeitg zuständig für Marketing), Björn Birk (auch zuständig für Kreispokal), sowie Matthias Eschenauer. Schiri-Ansetzer: Gerd Müller und Heinz Walter Schenk.
Berufungen: SR-Lehrwart Matthias Vogel, SR-Beisitzer Tim Graf, Jung-SR-Betreuer Janik Schütz (bereits durch den FVR berufen).
Beisitzer für den FVR-Beirat: Vertreter des KV (kraft Amtes gewählt) ist Matthias Eschenauer; Vertreter der Vereine: Detlef Schütz und Heinz Walter Schenk.
Die erste Amtshandlung des neuen Kreisvorsitzenden Klaus Robert Reuter oblag der Wahl von Friedel Hees zum Ehrenvorsitzenden. Einstimmig war das zu erwartende Votum. Der Ehrenvorsitzende erhält Sitz und Stimme im Kreisvorstand und einen zugeteilten Aufgabenbereich. Unter dem Beifall der Delegierten überreicht der neue dem bisherigen Vorsitzenden die Ernennungsurkunde.
Ein Antrag des SSV Weyerbusch zur Neugestaltung bei den Junioren (ältester Jahrgang bei den Senioren, B-Junioren umfasst dann drei Jahrgänge) wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Er werde als Empfehlung, so Walter Desch, an übergeordnete Gremien weitergeleitet.
Die Ausrichtung des Kreistages 2021 hatte der TSV Liebenscheid (Vereinsverteter waren nicht anwesend) mündlich beantragt. Klaus Robert Reuter wird mit Liebenscheid Kontakt aufnehmen.
Schlusswort des neuen Kreisvorsitzenden: „Wir wollen die bisherige gute Arbeit fortführen. Ich bin ganz nahe an den Vereinen.“ Dazu schwebt im vor, eine Taskforce einzurichten, um eine breitere Basis zu gewährleisten.
Nach fast dreieinhalb Stunden schloss der Kreisvorsitzende die Versammlung.
Text: Willi Simon