Täglich werden auf unseren deutschen Fußballplätzen Kinder trainiert. Die Laufbahn fast aller Weltmeister aus Brasilien begann in einem kleinen Verein. Wir wissen: Unsere Jugendtrainer leisten vorbildliche Arbeit, und die Kinder sind bei den Vereinen in guten Händen.
Trotzdem kann das Thema sexualisierte Gewalt in einem Verein zur traurigen Realität werden. Für die betroffenen Kinder ist dies meistens eine persönliche Katastrophe, sie werden oft für ihr Leben traumatisiert. Aus dem wundervollen Hobby Fußball kann so schnell böser Ernst, aus dem Traum „Fußballprofi“ schnell ein Alptraum werden. Niemand geht aus so einem Vorfall unbeschädigt heraus, auch nicht der Verein. Für ihn steht nicht nur seine Vertrauenswürdigkeit, sondern auch seine Existenz auf dem Spiel. Umso wichtiger ist es, sich präventiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zum Schutz unserer Kinder und um die Zukunftsfähigkeit unserer Vereine zu sichern.
Formen sexualisierter Gewalt im Fußball
Beim Thema sexualisierte Gewalt im Fußball geht es nicht nur um den sexuellen Missbrauch, kinderpornographisches Material oder Nacktbilder von Spielern aus der Umkleide, die in den sozialen Medien kursieren, sondern beispielsweise auch um Gewalt, die sich Kinder und Jugendliche bewusst oder oft auch unbewusst untereinander zufügen. Auch leistungsbezogene Abhängigkeitsverhältnisse und Situationen, die sich in Fußballcamps und auf Mannschaftsfahrten ergeben können, bergen Gefahren. Es reicht nicht aus, strafbare Formen sexualisierten Handelns in den Blick zu nehmen. Denn nicht alles, was (noch) nicht strafbar ist, ist erlaubt. Bestimmte körperliche Kontakte, wie beispielsweise das Trösten eines Spielers, sind normal und durchaus erwünscht. Schon der nächste Schritt kann aber die Privatsphäre verletzen. Ein Trainer, der mit seinen Spielern duscht, oder diese ständig und innig umarmt, verletzt solche Grenzen. Dies trifft auch auf typische sexualitätsbezogene Gruppenrituale beispielsweise im Fußballcamp des Vereins zu. Was früher einmal akzeptabel war, ist es heute vielleicht nicht mehr. Die Komplexität des Themas zeigt jedenfalls: das Thema zu ignorieren ist falsch, das Aussprechen eines Generalverdachts aber auch.
Eine strukturierte Präventionsarbeit auf Basis eines Kinderschutzkonzeptes ist demnach unerlässlich. Sowohl um der Verantwortung gegenüber den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden als auch um die Existenz unserer Verbände und Vereine abzusichern. Sie dient damit seinem unmittelbaren Kerngeschäft. Die Furcht vor negativer Publicity ist unbegründet. Denn gerade der offensive Umgang mit dem Thema ist ein Merkmal verantwortlicher und qualitativ hochwertiger Vereinsarbeit.
Die Arbeit des DFB und seiner Mitgliedsverbände
Aus diesem Grund hat der DFB bereits 2010 gemeinsam mit seinen Regional- und Landesverbänden durch einen Vorstandsbeschluss die Weichen für einen verbesserten Kinderschutz im Fußball gestellt und ein Maßnahmenpaket beschlossen, das seitdem gemeinsam umgesetzt wird. In dem Konzept zur „Prävention und Intervention von sexualisierter Gewalt im Fußball“ des Verbandes wurden alle notwendigen Maßnahmen zusammengefasst und damit die Weichen für die Zukunft gestellt.