Ein lauter Pfiff mit der Triller-Pfeife? Es wird doch etwa nicht in der Riedener Mehrzweckhalle an einem Samstagvormittag Fußball gespielt? Näheres Hinsehen bringt Gewissheit: Mit der akustischen Allzweckwaffe verschafft sich Claudia Batenhorst aus Bonn Gehör – kein leichtes Unterfangen bei 70 Frauen und einem Mann, die an einer Fortbildungsveranstaltung teilnehmen.
Bei so vielen Absolventen hätte man einen höheren Geräuschpegel erwartet. Statt dessen ungeteilte Aufmerksamkeit und Anteilnahme. Der Stoff, der hier vermittelt wird, scheint alle zu interessieren und zu fesseln. Jeder macht tüchtig mit, Disziplin und Rücksichtnahme dominieren in den Stunden zwischen 9 und 17 Uhr. Ob lizenzierte (für sie gilt die Schulung als Fortbildung) oder Übungsleiter ohne Lizenz – alle nehmen wertvolle Anregungen für die praktische Alltagsarbeit in den Frauen-, Senioren- und Kindergruppen ihres Vereins mit.
Das ist jetzt 20 Jahre her. Doch die Bilder gleichen sich auch nach zwei Jahrzehnten noch: In der Klieburghalle in Wassenach sind es im Jubiläumsjahr zwar nur 30 Frauen (einige haben wegen Krankheit absagen müssen), das gute Klima hat die Jahre überdauert – auch weil so viele immer wieder mit von der Partie sind. Inzwischen kann Rita Kreyer (Dedenbach) als Initiatorin und Leiterin der Fortbildungsveranstaltungen auf eine große Stammkundschaft bauen. Dank eines bestens funktionierenden Netzwerkes findet sie auch immer wieder neue Austragungsstätten und Mitgestalter. Mehrfach war man in Rieden und Wassenach, in Polch und Niederzissen, auch mal in Nachtsheim, Herresbach, Schalkenbach oder Heimersheim.
Kreyer erinnert sich noch gut an die Anfänge: „Nachdem der Fußballverband Mitte der 1990er Jahre den Ausschuss für Freizeit- und Breitensport installiert hatte, fand im Herbst 1997 mit dem Sportbund Rheinland ein Übungsleiterlehrgang in Niederzissen statt. Die Teilnehmer von damals bildeten den Grundstock für unsere kreisinternen Schulungen. Hinzu kamen sehr viele Frauen, die in Fußballvereinen Gymnastik- oder Kindergruppen leiten.“ Dafür reisen sie an aus Adenau und aus Rüber, aus Remagen und aus Herresbach – über die Jahre hinweg aus mehr als 30 verschiedenen Städten und Gemeinden des Rhein/Ahr-Kreises. Manchmal sogar aus anderen Regionen des Verbandsgebietes, in Wassenach waren welche aus Westerburg (Westerwaldkreis) und Welterod (Rhein-Lahn-Kreis) dabei.
Netzwerkerin Kreyer ist auch sehr erfolgreich, wenn es darum geht, geeignete Referenten zu gewinnen. Manchmal liegt hier das Gute so nahe, wie beim jüngsten Lehrgang in Wassenach. Sportlehrerin Jessica Kröchel, die „Allerlei zum Aufwärmen“ im Gepäck hatte, kommt aus Kempenich, Jana Kröger, Physiotherapeutin aus Dedenbach, vermittelte „Gutes für den Rücken“. Traditionell wird fast ausschließlich praktiziert und nur wenig theoretisiert. „Das kommt bei den Teilnehmerinnen bestens an, denn durch Eigenbetätigung prägen sich die vielfältigen Übungen am besten ein“, weiß Kreyer nur zu genau.
In der Regel finden die Lehrgänge immer Anfang März statt. Diesmal machte man aus gutem Grund eine Ausnahme: Die Frauen-Gymnastikgruppe des SC Wassenach, die sich schon mehrfach bei der Ausrichtung Lorbeeren verdient hat, feierte am gleichen Tag und Ort ihr 50-jähriges Bestehen.