„United by football. Together for nature.“ Für die UEFA EURO 2024 in Deutschland im zurückliegenden Sommer hat die Union der Europäischen Fußball-Verbände (UEFA) einen Klimafonds eingerichtet und im Rahmen dieses UEFA Climate Fund insgesamt 10 Millionen Euro für Klimaschutzmaßnahmen bereitgestellt – das Thema Nachhaltigkeit spielte bei der EURO eine zentrale Rolle. Davon flossen 7,9 Millionen Euro direkt an die Vereine, die sich entsprechend bewerben konnten. Die verbleibenden 2,1 Millionen Euro wurden an die 21 Landesverbände vergeben. Jeder Landesverband des DFB erhielt somit 100.000 Euro, die der Fußballverband Rheinland für eine Reihe von Maßnahmen genutzt hat – sowohl in der Sportschule Oberwerth als auch in der Geschäftsstelle des Verbandes.
Zur Vorgabe der Verwendung dieser Gelder definierte die UEFA vier Projektgruppen: Energie, Wasser, Abfallmanagement und Smart Mobility. Der FVR nutzte nach interner Abstimmung die Projektgruppen Energie und Wasser, da in diesen Bereichen die Maßnahmen mit der höchsten Priorität umzusetzen waren. „Alle Maßnahmen zielen auch darauf ab, die Betriebskosten von Sportschule und Geschäftsstelle nachhaltig zu senken“, sagt Armin Bertsch, als 2. Geschäftsführer des FVR maßgeblich mit Planung und Umsetzung des Projekts betraut.
Nachdem die umfangreiche Vereinbarung mit der UEFA im März des vergangenen Jahres unterschrieben war, konnte es losgehen. Es mussten zunächst Entscheidungen getroffen werden: Welche Bereiche sollen abgedeckt, was im Detail umgesetzt werden? „Die Maßnahmen mussten erst einmal in das Konzept der UEFA passen, sprich auf den Themenbereich Nachhaltigkeit einzahlen. Und zum anderen haben wir natürlich nach Maßnahmen geschaut, die förderfähig sind und die wir ohnehin schon angehen wollten“, erläutert Bertsch. „Es ist immer schwierig, solche Projekte, die nicht ganz so drängend sind, im Haushaltsplan unterzubringen. Und jetzt ergab sich eine fantastische Gelegenheit, sozusagen das Nützliche mit dem Nützlichen zu verbinden.“
Und das waren letztlich fünf konkrete Maßnahmen, drei im Bereich Energie und zwei im Bereich Wasser:
1. Projektgruppe Energie:
– Carport mit Photovoltaik-Modulen: Ein Carport mit Photovoltaik-Modulen mit einer Leistung von etwa 10 Kilowatt-Peak wurde errichtet, was zusammen mit der bereits bestehenden Anlage eine Gesamtleistung von rund 20 Kilowatt-Peak ergibt. Hier mussten verschiedenste Anforderungen im Hinblick auf Bauweise, Ausrichtung der Module und eine praktikable Nutzung der Parkplätze beachtet werden, was dazu führte, dass kein Carport „von der Stange“ wirklich passte. Die Lösung fand die Firma Rehl Energy, Partner des FVR, die dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbietet. „Was wir nach Prüfung eines guten Dutzend Angeboten jetzt realisiert haben, ist für uns die perfekte Lösung – genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten“, sagt Bertsch. Der erzeugte Strom wird ab sofort, wie aus den Modulen der nebenstehenden Garagen, praktisch komplett in den Eigenverbrauch fließen.
– Umrüstung auf LED-Beleuchtung: Die gesamte Sportschule Oberwerth wurde auf energieeffiziente LED-Beleuchtung umgerüstet – verbunden auch mit einer qualitativen Verbesserung.
– Eingangstür der Geschäftsstelle: Eine neue Eingangstür wurde nach den Vorgaben des Denkmalschutzes gefertigt – ein Projekt, das bereits seit mehreren Jahren angestrebt wurde. Die Vorgaben der Denkmalschutzbehörden engten dabei den Spielraum ein, beispielsweise musste die Tür wieder aus Holz hergestellt werden, sodass eine Maßanfertigung durch einen Handwerksbetrieb die einzige Alternative war. Die neue Tür verfügt natürlich trotzdem über eine zeitgemäße Wärmedämmung.
2. Projektgruppe Wasser:
– Regenwasserzisternen: Im Garten der Sportschule wurden zwei Zisternen mit einem Gesamtvolumen von 15 Kubikmetern installiert, um Regenwasser zu sammeln und für die Bewässerung der Grünanlagen zu nutzen – das in finanzieller Hinsicht aufwändigste Projekt. Die Zuläufe der Regenablaufrinnen fast der kompletten Sportschule werden dafür nun den Zisternen zugeleitet. Da diese Maßnahme viel Erdbewegung auslöste, war das die optimale Gelegenheit, den Aushub für ein weiteres Projekt zu nutzen, das schon lange angedacht war und mit dem Climate Fund nichts zu tun hat: Statt den Erdaushub teuer abfahren zu lassen, wurde dieser genutzt, um die Terrasse der Sportschule aufzuschütten und zu vergrößern. „Das hat der Verband selbst finanziert, aber es war einfach eine klassische Win-Win-Situation, da wir darüber Kosten einsparen konnten, die bei einer späteren Realisierung in voller Höhe zu Lasten des Verbandes angefallen wären“, sagt Bertsch.
– Wassersparende Duschköpfe: Die Duschköpfe in der Sportschule werden nach und nach auf wassersparende Modelle umgerüstet – ein kleines, flankierendes Projekt.
„Im Rahmen des Climate Funds war auch eine geringe Eigenbeteiligung der Verbände von Seiten der UEFA vorgesehen, die wir bei unserer Maßnahmenumsetzung dann auch erfüllt haben“, erläutert Bertsch – und hebt hervor: „Wir haben uns sehr über die unbürokratische Umsetzung von sinnvollen Projekten gefreut.“
Insgesamt zeigt das Projekt eine klare Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung und Energieeffizienz innerhalb des FVR, wobei bereits auch zukünftige Projekte im Blickfeld stehen: Derzeit wird geprüft, ob ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Sportbund Rheinland und dem Turnverband Mittelrhein sinnvoll sein könnte – die Heizungen in allen Gebäuden dieser auf dem Oberwerth beheimateten Sportorganisationen müssen bald erneuert werden. Im Rahmen dessen wurde das Fraunhofer-Institut beauftragt, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln, das Anfang des Jahres fertiggestellt sein soll. Energetische Sanierung, Erdwärme, Photovoltaik in Kombination mit Solarthermie, möglicherweise sogar Wärmetauscher im Rhein: Alle technischen Optionen werden auf Grundlage einer inzwischen abgeschlossenen Bestandsanalyse erfasst, geprüft und durchgerechnet. Dann wird zu prüfen sein, welche Förder- und Zuschussprogramme infragekommen. Vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahlen wird es voraussichtlich aber noch dauern, bis dazu Klarheit herrscht.
„Der Sportbund, der Turnverband und der Fußballverband streben für ihre Liegenschaften eine klimaneutrale CO2-Bilanz an“, sagt Armin Bertsch. Der Weg dahin wird weder kurz noch einfach. Aber der Anfang ist gemacht.