Zurzeit gibt es deutschlandweit drei Amputierten-Fußball-Teams: Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und eine „Spielgemeinschaft Nord-Ost“ der Sportfreunde Braunschweig, des Hamburger SV und Tennis Borussia Berlin. Bedenkt man, dass es vor noch gar nicht allzu langer Zeit keine einzige Mannschaft und kaum Strukturen gab, ist das eine ganze Menge. Schaut man sich jedoch die Zahlen der Menschen mit Amputation in Deutschland an – es sind jährlich weitere knapp 60.000 – so ist klar: Da geht noch mehr! Das finden zumindest der Behinderten-Sportverband Rheinland-Pfalz, der Fußballverband Rheinland, APT Prothesen und der gemeinnützige Verein Anpfiff ins Leben. In Urmitz bei Koblenz fand deshalb am vergangenen Samstag erstmals ein „Aktionstag Amputierten-Fußball“ im Rheinland statt.
Dieser Einladung folgten Amputierte aus dem gesamten Rheinland-Pfalz sowie Nordrhein-Westfalen. Im Indoor-Fußballpark Urmitz war es für die meisten dann der erste aktive Berührungspunkt mit der Sportart. Unter ihnen ist auch Marvin Libske: Er stammt aus Niederbreitbach und ist durch den BSV Rheinland-Pfalz auf diesen Aktionstag gestoßen: „Es macht total viel Spaß! Körperlich ist diese Sportart zwar extrem anspruchsvoll, aber ich kann mir wirklich gut vorstellen, in Zukunft regelmäßig zu trainieren“, meint er begeistert. Auch ein paar Spieler von Anpfiff Hoffenheim gesellten sich zu der Runde, nahmen am bunten Tagesprogramm teil und konnten so ihre Erfahrungen teilen.
Gespielt wird offiziell auf einem Kleinfeld der Größe 60 x 40 Meter. Eine Mannschaft besteht aus sechs Feldspielern plus Torwart, wobei den Spielern ein Bein fehlen muss, dem Torhüter hingegen ein Arm. Während der Spielzeit über 2 x 25 Minuten werden die Prothesen abgelegt und die Feldspieler bewegen sich einbeinig auf Krücken fort. Die aktive Zuhilfenahme einer Krücke wird als Handspiel gewertet. Die Abseitsregel entfällt.
Unter der Leitung von Christian Heintz, Projektleiter „Amputierten-Fußball im Verein“ bei Anpfiff ins Leben und selbst Amputierten-Fußballer, startete der Tag bereits um 11 Uhr. Nach einer kurzen Begrüßung gab es eine erste Trainingseinheit. Ziel des Tages war dabei vor allem eines: den Spaß an der Sportart vermitteln. „Fußball kann nach einem Schicksalsschlag helfen, zurück ins Leben zu finden. Deswegen laden wir heute alle dazu ein, es hier einmal auszuprobieren“, zeigte sich Heintz voller Vorfreude. Auch wenn der erste Versuch, einbeinig auf Krücken zu laufen, für manch einen Teilnehmer schwierig war, so zeigten alle einen beherzten Einsatz auf dem Spielfeld. Im Anschluss war dann beim gemeinsamen Mittagessen Zeit zum gegenseitigen Austausch.
Auch Dominic Holschbach, Sportreferent beim BSV Rheinland-Pfalz, und Kim Cremer, Kommunikations-Manager bei APT Prothesen und selbst amputiert, zogen eine positive Bilanz der Veranstaltung: „Mit diesem Event konnten wir neuen interessierten Amputierten einen ersten Kontakt zum Amputierten-Fußball vermitteln. Wir bleiben mit den Teilnehmern im Austausch und werden mittelfristig versuchen, eine Amputierten-Fußballmannschaft in der Region Koblenz/Eifel/Westerwald aufzubauen.“
Vor Ort war auch Susanne Bayer, Inklusionsbeauftragte des Fußballverbandes Rheinland: „Gerade im Bereich Inklusion müssen wir in Zukunft einiges machen. Zum einen wollen wir natürlich die ‚Zweibeiner-Vereine‘ unterstützen und ermutigen, amputierte Sportler zu integrieren, aber auch den Amputierten-Sport an sich müssen wir weiterhin ausbauen und vorantreiben.“
Denn eine Botschaft war allen Beteiligten in Urmitz ganz besonders wichtig geworden: Es braucht keine zwei Beine, um Fußball spielen zu können!
Weitere Infos zum Amputierten-Fußball gibt es hier.