In Endspielen kann bekanntermaßen immer nur einer gewinnen. Als Verlierer aber musste sich auch der Unterlegene nach dem Finale des Bitburger Rheinlandpokals 2024 nicht fühlen – ein 2:0 (1:0) über Rheinlandligist SG Schneifel bescherte Noch-Regionalligist TuS Koblenz den Titel. Das Ganze vor 4.112 Zuschauern – eine stattliche Zuschauerzahl, „die belegt, dass der Amateurfußball zieht“, betonte Jens Bachmann, Vorsitzender des Spielausschusses im Fußballverband Rheinland.
Das „gefühlte“ Finale hatte bereits im Viertelfinale stattgefunden, als TuS Koblenz vor mehr als 7.000 Fans bei Eintracht Trier mit 1:0 gewann. „Doch dieses Endspiel muss sich nicht verstecken“, galt der Dank Bachmanns neben dem FVR-Partner Bitburger beiden Vereinen und den Anhängern beider Lager, die dem Spiel einen würdigen Rahmen boten. Die TuS –„ein verdienter Sieger“, so Bachmann – ist somit im Lostopf, wenn am 1. Juni im Rahmen der ARD-Sportschau die erste DFB-Pokalrunde 2024/25 ausgelost wird.
„Im DFB-Pokal stehe ich in der Fankurve“, strahle Leon Waldminghaus, der mit seinem Treffer zum 2:0 in der 86. Minute für die Entscheidung sorgte. Waldminghaus‘ Abgang zum Ahrweiler BC steht seit einigen Wochen schon fest und ist berufsbedingt. „Der Abschied fällt mir, da die TuS mein Heimatverein ist, schwer“, gab er freimütig zu: „Umso schöner, dass es heute ein krönender Abschluss war und ich ein Tor beisteuern konnte.“ In der Fankurve hatte er sich von Leverkusens Keeper Lukas Hradecky abgeschaut, den begehrten Pokal mal eben den Fans zu überlassen. Zahlreiche Erinnerungsfotos wurden geschossen, manches Bier geleert – und auch die Gäste aus der Eifel feierten derweil auf der anderen Seite der Kurve. „Wir freuen uns über die riesige Unterstützung aus unserer Heimat und durch die dortigen Vereine“, betonte Schneifels Trainer Stephan Simon. Die südliche Hälfte der Haupttribüne und die gegenüberliegende Seite der Nordkurve waren in Rot gefärbt, hatten sich immer wieder lautstark bemerkbar gemacht und den Underdog angefeuert. „Wir waren ein unangenehmer Gegner“, so Simon weiter, der mit der Leistung seiner Mannschaft absolut zufrieden war. Auch trugen nahezu alle Beteiligten ihre „Silbermedaille“ noch lange nach dem Abpfiff, anstatt sie enttäuscht gleich wieder abzunehmen. „Wir können stolz darauf sein, was wir im Pokal geleistet haben“, sagte Kapitän Alexander Zapp, „wir genießen es und hoffen, nächste Saison Ähnliches zu erleben.“
Der gegenseitige Respekt der Teams voreinander zeigte sich in dem Spalier, das die Mannschaften bei der Siegerehrung jeweils für die andere bildeten. Eine Sonderehrung ging derweil an TuS-Mittelfeldspieler Behadil Sabani, der nicht nur Waldminghaus‘ Treffer vorbereitet hatte, sondern das 1:0 kurz vor der Pause selbst erzielte: Ein weiter Einwurf war bei Dylan Esmel gelandet, dessen Schuss aber geblockt wurde. Der Ball gelangte zu Sabani, der zur Führung einköpfte (44.). Die Mehrheit der Torchancen insgesamt besaß die TuS, die sich aber an der Schneifel-Abwehr immer wieder die Zähne ausbiss oder nicht genug Präzision im Abschluss zeigte. So fehlten nur Zentimeter, als Armend Qenaj nach Zuspiel von Nicolas Jörg nur die Latte traf (59.). Schneifel hatte die Führung auf dem Fuß, als sich Jan Pidde zu viel Freiräume erfreute, quer zu Simon Reetz legte, ehe TuS-Keeper Michael Zadach die Situation bereinigte (28.).
„Alles, was wir hatten, haben wir auf dem Platz gelassen“, erkannte Simon den Sieg des Gegners neidlos an. Das Fazit von Michael Stahl, Spielertrainer der TuS, bezog sich nicht auf das Endspiel allein, sondern auf die vergangenen Monate: „Wir haben unser Ding durchgezogen, auch als wir phasenweise nur 12, 13 Spieler zur Verfügung hatten, und dafür sind wir heute belohnt worden.“ Ein noch volleres Stadion in der 1. Runde des DFB-Pokals 24/25 aufgrund eines attraktiven Gegners wäre, zusätzlich zu den bereits feststehenden Einnahmen, ein treffender Anlass, erneut Werbung für den Fußball im Rheinland zu machen.