Nur zufriedene Gesichter nach einem Fußballspiel? Das hat Seltenheitswert, doch nach dem Endspiel im Bitburger Rheinlandpokal 2023 zwischen Regionalliga-Absteiger FC Rot-Weiss Koblenz und Bezirksliga-Meister TuS Immendorf war es so. Mit 1:0 (0:0) hatte sich der Favorit knapp durchgesetzt. Es war nach 2018 und 2021 der dritte Titel für die Rot-Weißen, die nun am 18. Juni in der Lostrommel für die erste DFB-Pokalrunde 2023/24 sind.
„Natürlich ist man enttäuscht, weil mehr drin war“, gab Immendorfs Kapitän Dario Kraemer zu, „doch auch wenn uns die Überraschung nicht gelungen ist, können wir stolz sein.“ Ähnlich sah es sein Trainer Sascha Oestreich angesichts des tollen Ambientes im Stadion Oberwerth, wo sich 2.823 Fußballfans eingefunden hatten: „Wir können uns alle freuen.“ Auch die Rot-Weißen hatten Grund zur Freude, da im Sommer ein großer personeller Umbruch zu erwarten ist und die Aussicht, sich im DFB-Pokal mit einem Bundesligisten zu messen in Verbindung mit Einnahmen in sechsstelliger Höhe, erleichtern den Neuanfang erheblich. „Die Jungs haben schon in den vergangenen Wochen Charakter gezeigt“, lobte der scheidende RW-Trainer Adrian Alipour. Den „Treffer des Tages“ erzielte kurz nach Wiederanpfiff Thilo Töpken, der einen Torschuss von Marius Köhl noch abfälschte (50.). „Nicht toll herausgespielt, aber es ging nicht darum, Glanz und Gloria zu versprühen, sondern den Pokal zu holen – und das Ziel haben wir erreicht“, bilanzierte Alipour.
Der Außenseiter machte es den Rot-Weißen lange Zeit schwer, agierte – wie schon im Halbfinale beim 2:1 über TuS Koblenz – bisweilen mit einer Sechser-Abwehrkette, kam aber dennoch einige Male gefährlich in die Hälfte des Gegners. Derweil bekam Immendorfs Keeper Moritz Weißenborn mehrfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen, und wurde dadurch von der Mehrheit der anwesenden Journalisten zum „Man of the match“ gewählt. Wenig fehlte in der 65. Minute zum Ausgleich, als Marvin Weber aus fast 40 Metern abzog und sich Carl Leonhard im RW-Tor ganz lang machen musste. In der Schlussphase ging es noch mal hoch her im Strafraum der Rot-Weißen, da es auch Weißenborn nicht mehr hinten hielt – zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr. Angesichts des Chancenverhältnisses vor allem im Durchgang eins waren sich aber beide Trainer einig, dass die Partie einen verdienten Sieger gefunden hatte. „Kompliment auch die Zuschauer, insbesondere an die Fangemeinde Immendorfs“, zollte Gregor Eibes, Präsident des Fußballverbands Rheinland, dem Underdog Respekt. Dass die Mannschaften bei der Siegerehrung jeweils Spalier standen und einander applaudierten, als die Medaillen verteilt wurden, verdeutlicht den fairen Charakter der Partie. „Fußball, wie wir ihn sehen wollen“, lautete Eibes‘ abschließendes Fazit, dem sich alle Beteiligten anschlossen.
Die Zusammenfassung der Nachmittagsspiele ist hier abrufbar.