Eines der kontrovers diskutierten Themen der letzten Wochen und Monate ist sicherlich die Corona-Schutzimpfung. Ich werde immer wieder gefragt, inwieweit man sich nach einer Impfung sportlich belasten darf. Hierzu findet man sehr viele unterschiedliche Meinungen, die häufig nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt sind und oft nur persönliche Meinungen darstellen.
Generell ist es nach einer Impfung nicht unbedingt erforderlich, eine Sportpause einzuhalten – so lautet auch die offizielle Empfehlung des Robert-Koch-Institutes (RKI). Sollte ein Impfling körperliche Symptome verspüren wie etwa Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen oder gar Fieber, ist dies zunächst erst mal nicht schlimm und eine mögliche Impfreaktion, zu der es bei allen Impfungen als Antwort des Immunsystems kommen kann. In solchen fällen ist von einer sportlichen Belastung allerdings abzuraten, da die sportliche Aktivität das Immunsystem zusätzlich belasten und zu einer Verschlimmerung der Impfreaktion führen könnte.
Es gibt keine verlässliche Möglichkeit vorherzusagen, bei wem es zu einer solchen Reaktion kommen wird. Insofern empfiehlt es sich, die Impfung idealerweise an einem Tag durchführen zu lassen, an dem nicht trainiert wird und vielleicht mit etwas Abstand zum nächsten Spiel. Sind die Symptome abgeklungen, kann normal wieder trainiert werden.
Auf eine Besonderheit ist bei jungen männlichen Sportlern hinzuweisen. Bei den so genannten mRNA-Impfstoffen (Biontech/Moderna) wurden in den USA nach der zweiten Impfdosis bei 12- bis 39-Jährigen leicht erhöhte Fallzahlen von Entzündungen im Bereich des Herzen (Myokarditis und Perikarditis) beobachtet.
Man registrierte dort etwa zwölf Fälle pro 1 Millionen Menschen, während normalerweise 2 pro 1 Millionen in diesem Zeitraum statistisch zu beobachten gewesen wären. Betroffen waren hier insbesondere junge Männer. Diese klagten meist über Brustschmerzen, die in den ersten zwei bis drei Tagen nach der Impfung angegeben wurden. Insgesamt ist diese Nebenwirkung sehr selten, da diese Personengruppe aber auch ein Hauptteil unserer Fußballer beinhaltet, sollte man vielleicht doch im Training absprechen, wer wann geimpft wird und hier etwas sensibilisiert sein.
Insgesamt ist das Nutzen/Risiko-Verhältnis weiterhin auch in dieser Altersklasse deutlich zugunsten des Nutzens der Impfung zu beurteilen. Die Kommission Fußball und Gesundheit des Fußballverbandes Rheinland rät ebenfalls zu einer Impfung, auch weil wir als Mannschaftssportler/innen doch oft engen Kontakt etwa in den Kabinen und bei den Anfahrten zum Spiel haben und so einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
Training vor einer Impfung ist übrigens kein Problem: Von anderen Impfungen weiß man, dass die Effektivität der Impfung bei Sporttreibenden besser ist als bei Menschen ohne körperliche Belastung. Insofern empfehle ich die Impfungen nach Vorgaben der STIKO und rate letztlich zu einer entsprechend geschickten Planung des Termins.
Dr. Andreas Stühn, Mitglied der FVR-Kommission Fußball und Gesundheit