Am 22. August 2021 wäre Toni Kahl, früherer Vorsitzender und später Ehrenpräsident des Fußballverbandes Rheinland, 100 Jahre alt geworden. Er war 93 Jahre alt, als er am 4. März 2015 in Vallendar, wo er viele Jahre Bürgermeister war, verstarb. Der Fußball im Rheinland ist besonders eng mit seinem Namen verbunden.
In der Nachfolge von Toni Martini wurde er am 1. Juli 1977 zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt, nachdem er von 1971 an bereits stellvertretender Vorsitzender war. Toni Kahl blieb an der Spitze des Verbandes bis Mitte 1992. Ihm folgten Theo Zwanziger und Walter Desch im Amt.
Wichtige Reformen im Verband, Änderungen im Bereich der Spielklassen, die Modernisierung und der Ausbau der Sportschule auf dem Oberwerth in Koblenz, die heute seinen Namen trägt, und auch die Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Komárom-Esztergom sind untrennbar mit dem Wirken Toni Kahls verbunden. Ungarn bedeutete ihm viel, weil das Endspiel 1954 und das spätere sich Annähern der deutschen und ungarischen Spieler einen wesentlichen Teil seines Wirkens beeinflusst hat. Zu Fritz und Ottmar Walter und Horst Eckel hatte Kahl eine große Nähe.
Seit 1945 hatte der Oberweseler Kahl im Fußball gearbeitet. In Oberwesel entwickelte Toni Kahl seine zweite Leidenschaft: die Liebe zum Journalismus. Er wurde Reporter beim WDR, und seine unverkennbare Stimme wurde im Radio zum Inbegriff für große Reportagen aus Dortmund, Madrid und vielen Stadien der Welt. Am ersten Spieltag der Bundesliga am 24. August 1963 berichtete Reporter Kahl vom ersten Spieltag der neuen Bundesliga live aus Münster. Preußen Münster und der HSV trennten sich vor 30 000 Zuschauern 1:1.
Toni Kahls Reden waren legendär, sein Gewicht im Sport des Landes von größter Bedeutung. Er wirkte auch im Landessportbund, wo er über viele Jahre Vorsitzender der Mediengesellschaft des LSB war.
Toni Kahl war für Veränderungen immer aufgeschlossen. Er wusste, dass der Sport in seiner Entwicklung nicht auf der Stelle treten durfte. Für seine Zeit war Toni Kahl ein kraftvoller Reformer. Dabei konnte er auch anecken.
In den letzten Jahren seines Lebens hatte sich Toni Kahl immer mehr zurückgezogen. Dabei liebte er die Nähe zu seinen Freunden im Fußballverband. Walter Desch und Theo Zwanziger banden ihn stets ein. Aber Toni Kahl wollte sich nicht mehr einmischen in die Geschehnisse des Sports. Vielleicht wusste er auch am besten, dass er nicht gut nur dabei sein konnte. Daher hat er die anderen lieber machen lassen.
Ein ganz Großer im Sport des Landes war er. Die Bühne des Sportes war seine Welt. Seine Worte galten etwas, auf ihn hörte man, er genoss Respekt und Anerkennung. Dabei konnte er auch unbescheiden sein, wenn es um die Interessen des Fußballs ging. Das galt in der Auseinandersetzung mit dem DFB ebenso wie im Sportgeschehen des Landes. Toni Kahl machte im Sport Politik für die Interessen seines Verbandes. Und vor allem für die der Vereine. Denn diese waren ihm am nächsten. Er wusste, dass sich hier die wirkliche Seele des Fußballs befindet.
Hans-Peter Schössler