Vor fast zwei Jahren, in der Ausgabe 03/2019 des FVR-Verbandsmagazins „Fußball im Rheinland“, wurde der Bereich „Infekte und Vorbeugung“ schon einmal thematisiert – doch damals hätte niemand gedacht, dass dieses Thema wenige Wochen später den Fußball so radikal ausbremsen würde, wie es in den letzten Monaten der Fall war. Nun dürfen wir uns alle wieder auf dem Sportplatz treffen, bisher mussten wir uns alle individuell fit halten.
Was aber, wenn man selbst „corona-positiv“ getestet wird? Wann darf man wieder sportlich aktiv sein? Eine Frage, die sich in den nächsten Wochen leider auch in den Mannschaften im Gebiet des Fußballverbandes Rheinlands sicherlich noch stellen wird. Die erforderliche Immunität von 80 Prozent der Bevölkerung wird vielleicht bis Ende August erreicht sein, durch Inseln von Nicht-Immunen (Kinder, Menschen mit schlechter Immunität, Impfverweigerer…) können aber immer wieder Infektionen auftreten, da sich das Cov2-Virus nach den meisten Einschätzungen auf Dauer bei uns etablieren wird.
Zum Thema Wiederaufnahme sportlicher Aktivität hat die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. schon 2020 Handlungsempfehlungen veröffentlicht, um eine sichere Rückkehr zum Sport zu ermöglichen und Sportlern, Trainern und Ärzten eine Entscheidungshilfe zu geben. Diese Empfehlungen entsprechen im Wesentlichen auch den Ratschlägen, die das American College of Cardiolgy gibt. Bis heute wurde diese Empfehlung noch nicht grundlegend verändert.
Die Symptome einer Coronaerkrankung können sich, wie wir ja mittlerweile alle wissen, von Person zu Person sehr stark unterscheiden. Die Bandbreite reicht von symptomfreien Virusträgern bis zu schwersten Erkrankungen mit Befall zahlreicher Organe, die zum Tode führen können. Betroffen sind vor allem die Atemwege bis hin zu massiven beidseitigen Lungenentzündungen, aber auch das Herz, der Magen-Darmtrakt oder das Nervensystem können befallen sein. Belastend empfinden viele eine langanhaltende Erschöpfung und Kraftlosigkeit nach der Infektion.
Herzmuskelentzündungen sind auch bei COVID-positiven Sportlern ohne relevante Symptome beschrieben, genauere Untersuchungen hierzu sind erforderlich, bei den derzeitigen Bedingungen für den Sport aber auch schwierig. (1) Auch beim diesjährigen Sports, Medicine and Health Summit, dem deutschen Sportärztekongress, wurde dieses Thema zum Teil auch kontrovers diskutiert. Bei etwa einem Drittel der Sportler scheint die Infektion asymptomatisch zu verlaufen. Ein positiver PCR-Test wird aber mit einer SARS-CoV2-Infektion gleichgesetzt und kann entsprechend ein Risiko für das Herz bedeuten, wie der leitende deutsche Olympia-Arzt, Prof. Bernd Wohlfahrt von der Charité in Berlin, erläuterte.
Wichtig ist es zu unterscheiden, ob man Symptome hat oder nicht, denn davon hängt das weitere Vorgehen ganz entscheidend ab, wie die auf dieser Doppelseite abgebildete Grafik zeigt.
Es werden bei asymptomatischen Patienten mittlerweile kürzere Schemata über zehn Tage beschrieben, derzeit halte ich persönlich aber bei Hobbysportlern eine Sportpause von 14 Tagen, wie von der DGSP in der Graphik vorgeschlagen, für die Mehrzahl der Betroffenen für sinnvoll. Zum einen entspricht dies der Zeit, in der man sich im Allgemeinen sowieso in Quarantäne befindet, zum anderen beobachten wir, vor allem bei der derzeit vorherrschenden sogenannten britischen Variante B1.1.7, bei den Patienten in unserer Corona-Ambulanz oft, dass Symptome erst ab dem achten bis zehnten Tag beginnen.
Im Profisport mit all seinen medizinischen Möglichkeiten und einem meist überdurchschnittlich trainierten Klientel wird mitunter von diesen Schemata abgewichen. Man sollte sich aber hüten, dies auf den Amateursport zu übertragen. Um bleibende Schäden zu vermeiden, ist es ratsam, nach überstandener Krankheit generell behutsam sein, das Training sollte anschließend je nach Konstellation und vorherigem Trainingszustand adaptiert wieder begonnen werden, wie es auch nach anderen Infekten empfohlen ist.
Im Hinblick auf Empfehlungen, die das Post-Covid- oder Long-Covid-Syndrom betreffen, kann man derzeit kaum praktikable Empfehlungen in der wissenschaftlichen Literatur finden. Wichtig ist es, jeden Krankheitsfall einzeln zu betrachten, da es aufgrund der verschiedenen Vorerkrankungen und Krankheitsverläufe immer eine individuelle Absprache zwischen Arzt und Athlet geben muss.
Bleibt zu hoffen, dass wir mit dem Impfen möglichst zügig vorankommen und uns keine neuen Virusvarianten einen Strich durch die Rechnung machen. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Verbandsärzten des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Drs. Schleese und Darowski (Universität Rostock), für die freundliche Überlassung der Graphiken.
Dr. med. Andreas Stühn, Mitglied der FVR-Kommissionen Lehrstab sowie Fußball und Gesundheit