Draußen muss drin sein! Dieser Meinung sind auch Joachim Löw, Philipp Lahm und Celia Sasic. Sie beteiligen sich an der bundesweiten Petition für den Amateur- und Breitensport und machen sich damit nachdrücklich für die flächendeckende Wiederzulassung des organisierten Freiluftsports stark. Gleiches gilt für Thomas Röhler, Olympiasieger im Speerwerfen.
Mehr als 65.000 offizielle Unterstützer*innen hat die Aktion bis jetzt, die der DFB und DOSB gemeinsam für den organisierten Sport und seine Vereine in Deutschland gestartet hatten, nach rund einer Woche gefunden. Gefordert wird die schnellstmögliche Rückkehr in den regulären Trainingsbetrieb und anschließend im zweiten Schritt auch in den Wettkampf. Die Petition läuft noch bis 2. Juni.
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„Wir wünschen uns alle, dass die Amateurspielerinnen und Amateurspieler, vor allem die Kinder und Jugendlichen, endlich wieder richtig loslegen können“, sagte Joachim Löw im Rahmen der Kaderbekanntgabe für die UEFA EURO im Sommer am vergangenen Mittwoch. „Das muss eine wichtige Aufgabe für uns sein, daher habe ich mich in der Petition eingetragen.“
„Im Sport tragen wir uns alle gegenseitig“
Philipp Lahm, Weltmeisterkapitän 2014 und Geschäftsführer der DFB EURO GmbH, schreibt auf seinen Social-Media-Kanälen: „Besonders für Kinder und Jugendliche bedeutet Sport, sich draußen zu bewegen, Freunde zu treffen und Spaß am Spiel zu haben. Gemeinsam am Ball bleiben und unterschreiben!“
Die ehemalige Nationalspielerin Celia Sasic, zweimalige Europameisterin (2009, 2013) und Champions-League-Siegerin 2015, erklärt auf Instagram und Facebook: „Für Kinder und Jugendliche ist der Sport eine wertvolle Abwechslung in ihrem Alltag. Unter dem Motto Draußen muss drin sein fordert der DFB gemeinsam mit dem DOSB, den Amateursport unter freiem Himmel schnellstmöglich wieder zu starten. Zusammen können wir etwas bewegen.“
Speerwerfer Röhler, der 2016 Olympiasieger und 2018 Europameister wurde, unterstützt die Petition ebenfalls: „Wir brauchen jede Stimme und jede mögliche Unterstützung für die 90.000 Sportvereine in Sportdeutschland. Im Sport tragen wir uns alle gegenseitig, wir Spitzensportler sind angewiesen auf eine gesunde Sportpyramide mit dem lebendigen und tragfähigen Fundament des Vereinssports.“
Der gesamte Amateursport ist aufgerufen
Nicht nur die mehr als sieben Millionen Mitglieder in rund 24.500 Vereinen des DFB sind aufgerufen, die Petition und ihr Vorhaben zu unterstützen. Mit Unterstützung des DOSB sollen auch die Mitglieder, Vereine und Verbände anderer Sportarten sowie alle Sportbegeisterten in Deutschland durch ihre Teilnahme dem Amateur- und Breitensport eine gemeinsame Stimme geben. Unter dem Dach des DOSB sind 90.000 Sportvereine mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern organisiert.
Seit mehr als einem halben Jahr steht der Amateursport in Deutschland nahezu still. Spiele und Wettkämpfe sind untersagt, der Trainingsbetrieb ist vielerorts allenfalls unter sehr starken Einschränkungen möglich. Allein im Fußball sind knapp 140.000 Mannschaften seit Oktober 2020 weitgehend zur Bewegungslosigkeit verurteilt – obwohl alle bisherigen Erkenntnisse in der Pandemie aufzeigen, dass auf dem Spielfeld nur ein äußerst geringes Ansteckungsrisiko besteht.
Obwohl seit Monaten immer mehr Expert*innen aus Medizin und Wissenschaft, unter anderem aus Aerosolforschung, Epidemiologie und Sportwissenschaft, vor den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Gefahren warnen, die mit dem aktuellen Verbot des organisierten Sporttreibens einhergehen. Obwohl vor allem für Kinder und Jugendliche negative Langzeitfolgen befürchtet werden. Obwohl die im vergangenen Jahr angewendeten Hygienekonzepte gerade im Fußball gut funktioniert haben.
Besonders vermisst: Gefühl von Gemeinschaft
Bereits Ende Februar hatte der DFB in einer bundesweiten Online-Umfrage ermittelt, wie es dem Amateurfußball nach einem Jahr mit der Pandemie geht. Mehr als 100.000 Menschen nahmen teil, verteilt über nahezu alle Altersgruppen. Fast alle sind Mitglieder in Amateurvereinen mit Fußballangebot. Die Ergebnisse zeigten: Die Sehnsucht nach der Rückkehr auf den Platz ist riesig, die Herausforderungen für die Vereine sind es ebenfalls. 98 Prozent der Befragten vermissen den Amateurfußball, 96 Prozent die Aktivitäten in ihrem Verein. Besonders fehlen den Menschen die Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgefühl (71 Prozent), noch mehr sogar als das aktive Fußballspielen selbst (68 Prozent).
Der gesellschaftliche Wert des Amateurfußballs wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe einer wissenschaftlichen Modellrechnung in Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Fußball-Union (UEFA), dem DFB und zehn Universitäten errechnet. Basierend auf dem UEFA GROW SROI-Modell („Social Return on Invest“) beträgt die soziale und ökonomische Wertschöpfung des Amateurfußballs allein in Deutschland 13,9 Milliarden Euro pro Jahr.
Das Modell quantifiziert den sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert, der deshalb entsteht, weil in 24.500 Amateurvereinen Fußball gespielt und ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Demnach senkt Fußballspielen unter anderem das Erkrankungsrisiko und damit Gesundheitskosten, wodurch 5,6 Milliarden Euro im öffentlichen Gesundheitssystem eingespart werden. Die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens entspricht einer sozialen Wertschöpfung von 4,86 Milliarden Euro. Allen voran für Kinder und Jugendliche sind Amateursportvereine wichtige soziale Tankstellen. Tankstellen, die seit Monaten kaum angezapft werden können. Auch darum muss draußen endlich wieder drin sein.