Der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat eine richtungsweisende Entscheidung für den Amateurfußball getroffen und den Masterplan 2024 per Beschluss bestätigt. Der Masterplan bildet den Kern der Zukunftsstrategie Amateurfußball, seine Umsetzung ist gemäß des offiziellen Votums des DFB-Bundestages 2019 und des nun getroffenen Beschlusses des DFB-Vorstandes für alle 21 Landesverbände verbindlich.
Der Masterplan 2024 ist ein Maßnahmenpaket, das die Vereinsqualität verbessern und den Vereinsfußball an der Basis stärken soll, unter anderem durch eine gezielte Ergänzung der bisherigen Verbandsangebote für Vereine. Übergeordnetes Ziel ist es, das weltweit einzigartige, bundesweit flächendeckende Netz von Fußballvereinen und Klubs mit Fußballangeboten in Deutschland zu erhalten und zu stärken. Die Erarbeitung und Ausgestaltung durch die Steuerungsgruppe Amateurfußball, geleitet von Peter Frymuth (DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung), erfolgte unter enger Einbindung von Vereinsvertretern*innen aus zahlreichen Amateurvereinen.
Der Masterplan folgt den Empfehlungen des 3. DFB-Amateurfußball-Kongresses 2019. In regelmäßigen Schwerpunkt-Workshops mit Vereinen wurden nach dem Kongress Maßnahmen entwickelt, besprochen und auf ihre mögliche Wirksamkeit an der Basis überprüft. Die Beteiligung von Vertreter*innen aus Amateurklubs soll auch in der Phase der Weiterentwicklung und Umsetzung in den kommenden Jahren konsequent fortgesetzt werden.
Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, sagt: “Der Masterplan 2024 ist für den Amateurfußball das, was das Projekt Zukunft für den Spitzenfußball und das Projekt Zukunft weiblich für den Frauen- und Mädchenfußball sein sollen. Die nachhaltige Weiterentwicklung eines flächendeckenden und leistungsfähigen Amateur- und Breitenfußballs ist für unser komplettes Fußball-Ökosystem essenziell. In Zeiten der Corona-Krise und angesichts deren noch nicht in Gänze abschätzbaren Auswirkungen ist der Masterplan wichtiger denn je. Amateurvereine bilden mit ihren Aktiven, ihren Frauen und Männern im Ehrenamt sowie ihren Mitglieder*innen eine wesentliche Zukunftsplattform zur weiteren und dringend notwendigen Aktivierung gesellschaftlicher Potenziale. Je attraktiver wir unsere Vereine machen, die so wichtig für unser soziales Miteinander sind, desto mehr Menschen begeistern wir für den Fußball. Großes gemeinsames Ziel ist es, die einmalige Chance, die die EURO 2024 in Deutschland jedem Verein zur Weiterentwicklung bieten wird, konsequent für den gesamten Fußball zu nutzen. Wir wollen vor allem noch mehr Menschen bewegen, im Verein aktiv Fußball zu spielen.”
Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung, erklärt: “Der Masterplan 2024 folgt auf Basis der Aufträge aus dem Amateurfußball-Kongress 2019 zwei festen Grundsätzen: Die Spieler*innen stehen im Mittelpunkt. Und: Es gilt, gemeinsam die Vereine konzentriert zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Der Anspruch ist es, die vom Kongress priorisierten Empfehlungen im Masterplan umzusetzen. An der Erarbeitung waren alle Ebenen beteiligt, vom DFB und seinen Landesverbänden über Vertreter*innen von Bezirken und Fußballkreisen bis hin zu Amateurvereinen. Bei der Sicherung und Stärkung des Amateurfußballs sind wir alle gefragt und in der Pflicht, ob Verband oder Verein. Die Fußballvereine und Fußballabteilungen sind es, die vor Ort den Menschen das Fußballspielen ermöglichen und eigenverantwortlich handeln. Das Verbandssystem hat die Aufgabe, die Vereine dabei zu unterstützen – einerseits bei der von den Klubs selbst vorzunehmenden Vereinsentwicklung, andererseits durch die Sicherstellung von bestmöglichen Rahmenbedingungen.”
Der Masterplan Amateurfußball beinhaltet acht Teilziele:
- Gewinnung, Bindung und Entwicklung von Spieler*innen
- Positive Entwicklung der Mannschaftszahlen im Spielbetrieb und in den Vereinen
- Gewinnung, Bindung sowie Aus- und Weiterbildung von (ehrenamtlichen) Vereinsmitarbeiter*innen
- Gewinnung, Bindung sowie Aus- und Weiterbildung von Trainer*innen
- Gewinnung, Bindung sowie Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichter*innen
- Zugang zu moderner Sportinfrastruktur bedarfsgerecht verbessern
- Ressourcen optimieren
- Gewinnung und Bindung von passiven Mitgliedern und Zuschauer*innen
Jede Maßnahme des Masterplans soll mindestens eines der Teilziele wirksam unterstützen.
Während in den ersten beiden Masterplan-Perioden von 2013 bis 2019 der Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung der Verbände in den Themenfeldern Kommunikation, Spielbetriebsangebote und Bildungsangebote lag, richtet sich der Fokus im Masterplan 2024 auf eine wirksame Unterstützung der Vereinsentwicklung in den drei wesentlichen Bereichen Organisation, Mitarbeiter*innen und Spielangebote für Vereinsmitglieder*innen.
In Abstimmung mit den Fachgremien, Landesverbänden und Vertreter*innen von Amateurklubs wird nun verstärkt mit Pilotprojekten gearbeitet, die evaluiert und bei positivem Ergebnis flächendeckend ausgerollt werden. Ein Beispiel ist die Intensivierung der neuen Spielformen im Kinderfußball, der eine umfassende Qualifizierungsoffensive für Kindertrainer*innen folgen soll. Weitere Pilotprojekte sind unter anderem die Klub-Berater*innen, die Vereinsmanager-C-Lizenz, das DFB-Staffelleiter*innenzertifikat sowie der DFB-JUNIOR-Referee und DFB-JUNIOR-Manager*in.
Der vom DFB-Vorstand beschlossenen Masterplan ist in zwei Phasen unterteilt, in deren Verlauf auf Grundlage der Evaluierungen und gewonnenen Erkenntnisse weitere Anpassungen möglich sind. Die erste Phase läuft bis Ende 2022, die zweite bis 31. Dezember 2025.
Erst am Mittwoch hatten die Europäische Fußball-Union (UEFA) und der DFB die Ergebnisse einer Studie zur sozialen Wertschöpfung des Amateurfußballs in Deutschland vorgestellt, die auf dem UEFA SROI-Modell (“Social Return on Invest”) basiert. Das paneuropäische SROI-Modell wurde in Zusammenarbeit mit zehn europäischen Universitäten entwickelt. Es beziffert den konkreten Wert des Amateurfußballs und somit auch des dort geleisteten ehrenamtlichen Engagements. In der Studie für Deutschland wurde für das Gemeinwohl eine soziale und ökonomische Wertschöpfung von 13,9 Milliarden Euro pro Jahr durch den Fußball unterhalb der 3. Liga errechnet. Die Gesamtsumme setzt sich aus drei Kernbereichen zusammen: Wirtschaft, Gesellschaft und Gesundheit.