„Das war sinnvoll und kam zur richtigen Zeit“, sagt Marius Becker. Sein Fazit bezog der 1. Vorsitzende der Sportfreunde Lokomotive Wengerohr-Belingen auf den „Workshop zur Fußballentwicklung“, den der FV Rheinland mit insgesamt sechs Vorstandsmitgliedern des Klubs aus Wittlich am vergangenen Wochenende durchführte. Im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung in der Sportschule Oberwerth in Koblenz erhielt der junge Verein viele hilfreiche Tipps und Anregungen, wie er sich für die Zukunft aufstellen soll.
Im ersten Schritt ging es beim „Workshop zur Fußballentwicklung“ darum zu klären, wo den Verein der Schuh drückt. Die Klub-Vertreter sollten per Selbsteinschätzung den Status Quo skizzieren. Wo stehen wir? Was sind wir für ein Verein? Welche Schwerpunkte setzen wir in der Vereinsarbeit? Danach folgte der Ausblick. Wo sehen wir uns in ein paar Jahren? Und daraus die Gretchenfrage: Wie erreichen wir dieses Ziel?
„Wir haben schnell festgestellt, dass wir viele Ideen haben, aber dass wir uns damit überladen“, berichtet Marius Becker. Es fehle dem Verein, der erst 2017 gegründet wurde, noch an Struktur. Auch an Erfahrung. Nur ein Mitarbeiter aus dem Vorstand habe schon einmal in ähnlicher Position in einem anderen Klub gearbeitet.
Auch die Gesamtausrichtung wurde diskutiert. Breitensport oder Leistungssport? „Unsere Erste Mannschaft steht derzeit auf dem ersten Platz der C-Klasse. Natürlich wollen wir aufsteigen. In ein paar Jahren vielleicht dann noch einmal. Aber welche Probleme bringt das mit sich?“, fragt Marius Becker. Und antwortet selbst: „In der A-Klasse zu spielen, ist kein Leistungssport.“ Und auch kein Profi- oder Halbprofi-Sport. Zumindest in der Anschauung der Verantwortlich der Sportfreunde Lokomotive Wengerohr-Belingen. „Wir werden keine Gehälter und auch keine Ablösen zahlen“, sagt Marius Becker.
Diese Feststellung ist wichtig, denn darin stecke eine Kernaussage über den Verein, die in größtmöglicher Transparenz vermittelt werden müsse. „Die Mitglieder müssen wissen, woran sie bei diesem Verein sind. Wir wollen eine Philosophie definieren, ein Grundgerüst für die Zukunft entwickeln“, erklärt der 1. Vorsitzende. Darin enthalten solche Punkte wie: Wir wollen jedem Mitglied in unserem Verein die Möglichkeit geben Fußball zu spielen; unsere Trainer sollen mindestens eine Kurzschulung erhalten; wir wollen Kinder für unsere Jugendmannschaften gewinnen.
Entlang dieser Erkenntnisse bewegen sich die Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit Michael Hilpisch, dem stellvertretenden Geschäftsführer des FV Rheinland, und mit Udo Blaeser, dem Verbandsbildungsbeauftragten des FV Rheinland, erarbeitet wurden. Wichtigstes Ergebnis für die Sportfreunde Lokomotive: „Nur mit einem Konzept können wir in die Zukunft gehen“, sagt Marius Becker. Das heißt für ihn: „Wir müssen offene Aufgaben definieren, eine Prioritäten-Liste erstellen und einen entsprechenden Maßnahmenplan entwickeln.“
Dazu gehört vor allem die Ausweitung des Vorstands. Marius Becker erklärt die Notwendigkeit an seiner eigenen Person. „Ich mache Tätigkeiten, die eigentlich nicht in meinen Funktionsbereich gehören. Ich erledige zum Beispiel viele Arbeiten, die aus dem geschäftsführenden Bereich stammen, mache Besorgungen. Da müssen die Zuständigkeiten besser getrennt werden“, sagt er. Und er ist zuversichtlich, dass er weitere Mitstreiter finden wird. „Der Euphorie der Neugründung ist noch nicht verflogen. Die Leute lassen sich noch begeistern.“
Deswegen wird auch gleich angepackt. Die Vereinshomepage soll jetzt endlich an den Start gebracht werden. „Das ist für die Außendarstellung wichtig. Wir sind schon auf Social Media sehr aktiv. Wollten deswegen bei der Homepage zu perfekt sein, jetzt wollen wir einfach mal loslegen und haben uns deswegen dafür einen Termin gesetzt“, so Marius Becker. Auf ähnliche Weise wird die Platzsanierung angegangen. Nicht mit dem ganz großen Wurf. „Wir haben die dafür notwendigen 30.000 bis 40.000 Euro einfach nicht. Deswegen müssen wir andere Wege gehen, wollen mal abchecken, welche Möglichkeiten es gibt, streben daher Gespräche mit der Kommune an.“
Marius Becker versprüht Energie. Die er durch neue Impulse erhalten hat. „Der ‚Workshop zur Fußballentwicklung‘ hat uns viele Ideen, Denkanstöße und letztendlich die Motivation gegeben, ein Vereinskonzept zu erstellen. Dieses beinhaltet Vision und Philosophie sowie einen Maßnahmenplan, der uns durch das Fußballjahr begleitet. Getreu dem Motto ‚Mit Volldampf voraus‘ packen wir es an“, sagt er. Mit dem Landesverband ist vereinbart worden, im Austausch zu bleiben. Im beiderseitigen Interesse.
Foto: Die Vertreterinnen und Vertreter der Sportfreunde Lokomotive Wengerohr-Belingen mit FVR-Vizepräsident Alois Stroh (links), dem stellvertretenden FVR-Geschäftsführer Michael Hilpisch (2. von links), Patrick Bonacker (3. von rechts; DFB-Mitarbeiter Basisberatung und -Entwicklung) und dem FVR-Verbandsbildungsbeauftragten Udo Blaeser (rechts).